Mittwoch, 19. September 2007

Punkerstudie

Gestern am Alexander Platz in Berlin-Mitte um 14 Uhr:
Mehrere Obdachlose und Punks haben den Stützpunkt KARUNA e.V. an der Kirche neben dem Neptunbrunnen aufgesucht, wie sie es jeden Dienstag und Freitag machen, um eine warme Mahlzeit zu bekommen.
Nachdem wir mit einer Streetworkerin über ihre Arbeit, den Karuna-Stützpunkt und das Klientel gesprochen hatten, haben wir dann den Kontakt zu einer Gruppe von einem Dutzend Jugendlichen und junger Erwachsenen aufgenommen. Wir fragten, ob sie uns ein Interview geben würden. Wir mußten erklären, wieso und das taten wir. Eine Studie über Punks wollten wir im Rahmen eines Schülerpraktikums machen.
Fünf von ihnen waren zu einem näheren Gespräch bereit. Unsere Gesprächspartner waren noch nicht lang auf den Beinen. Ihr Tag fange meist erst mittags, so um 12 Uhr, an. Erstaunlicherweise waren alle sehr gesprächsbereit und uns gegenüber aufgeschlossen. Zwei von ihnen wurden als "Touristen" bezeichnet. Sie kommen aus Bayern und sind erst seit einem Tag in Berlin, um die Stadt zu erkunden.
Einer der anderen drei war ein Gothik (24 Jahre, Hauptschulabschluss, abgeschlossene Ausbildung), ein anderer ein Hip Hopper (17 Jahre, Hauptschulabschluss) und der letzte im Bunde war ein waschechter Punk (17 Jahre, ohne Schulabschluss).
Die beiden Jüngeren sind seit circa drei Jahren obdachlos. Der Ältere lebt in einer Wohngemeinschaft (WG) und kam ursprünglich aus Hamburg. Nach einer Gefängnisstrafe (6 Jahre) hat er drei Jahre Bewährung bekommen.
Der Hip Hopper erzählte, daß er mit etwa 12 Jahren in ein Heim gekommen war. Aus dem Heim haute er aber kurze Zeit später ab. Seitdem lebt er auf der Straße. Mitunter kommt er bei Freunden unter.
Beide Jungs sahen sehr zerschunden aus, wahrscheinlich durch eine Schlägerei hervorgerufen. Als wir wissen wollten, wo sie hingehen könnten um sich verarzten zu lassen, wurde uns das Weiße Kreuz genannt.
Die Beiden jungen Männer bestreiten ihren Lebensunterhalt ausschließlich durch das Schnorren. Ansonsten nutzen sie die angebotenen sozialen Stützpunkte, wie z.B. Karuna e.V.
Uns wurde erzählt, dass alle Drogen schon ausprobiert wurden, einfach um das „scheiß Leben“ zu ertragen, so wie sie sich ausdrückten.
Auf die Frage hin ob sie zufrieden wären, antworteten sie: „Scheiß Gesellschaft“, ansonsten schienen sie zufrieden zu sein und wollten so schnell nichts ändern an ihrer derzeitigen Lebenssituation.
Sie mögen es aber nicht als Randgruppe bezeichnet zu werden und betiteln sich auf Grund dessen als Rudeltiere.
Wir konnten auch in Erfahrung bringen das Sie untereinander teilen und die Dankbarkeit über das gespendete Geld kam überzeugend rüber, denn sie meinten das sie sich auch über Kleinigkeiten, wie zum Beispiel über bescheidene Lebensmittel (Brötchen etc.) sehr freuen.
Wir sind positiv überrascht über die Offenheit der Jungs und merken das viel zu viele Vorurteile in der Gesellschaft grassieren.

Das nächste Treffen findet heute statt und wir sind gespannt auf das Ergebnis.

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